Cruising - William Friedkin - 1980
Einer der Skandalfilme der Achtziger erschien nun, nach ewigem hin und her, doch noch bei Warner auf Dvd. Cruising gehört seit seiner Ankündigung, Anfang diesen Jahres, sicherlich zu den von mir am meisten erwarteten Dvd-Veröffentlichungen 2007. Viel war im Vorfeld zu lesen über die ekelhaften Sadomasoszenen, Schwulenhardcore und überhaupt der unoralischen, verabscheuenswerten Welt in die einen Friedkin's Film angeblich entführt. Wie dem aber meist so ist, stellte sich vieles davon, als dummes Geschwätz dar. Friedkin's Film ist zwar in seiner, detaillierten Schilderung der S&M und Schwulenszene, beziehungsweisser der Amerikanischen Undergroundbars in denen sich diese wohl hauptsächlich abspielt, einen deutlichen Schritt weiter gegangen als die Filme vor ihm, oder auch weiter als die meisten nach ihm, wirklich schokieren wird Cruising im 21sten Jahrhundert aber wohl nur noch wenige. Diesen ganzen Berüchtigkeitsfaktor nicht berücksichtigend handelt es sich bei Friedkin's Werk um einen sehr interessanten Cop-Thriller in ungewohntem Umfeld. Der Film strahlt durch das wie eben erwähnte, neuartige Gefielde in welches er sich begiebt und darin auch verharrt, und darin nur sehr wenig hinter "sicheren Türen und Tüchern" verbirgt, eine sehr interessante Atmospähre aus, ein wenig Magie, wie sie bei mir leider nur noch wenige Filme verbreiten. Handwerklich ist man beim Regisseur von The Exorcist und French Connection ohnehin in sicherem Gefielde, ich würde aber gar sagen, dass Cruising bisher der gelungenste Film Friedkin's war was den Umgang mit Bildern, Musik und Schnitt angeht. Es gibt dort wirklich einige filmische Leckerbissen zu bestaunen. Was mich hingegen etwas enttäuschte war die verschachtelte und teils zu öberflächliche Charakterausarbeitung von den Personen die im Umfeld von Pacino's Figur auftauchen, vorallem den einzigen weiblichen Part, der von Pacino als Zuflucht zurück in sein normales Leben genutzt wird, wurde aus meiner Sicht einfach zu wenig eigenes Leben verliehen um mich in die Lage von Pacino's Charaktere richtig hineinversetzen zu können. Ebenso kam mir der Inspektor, welcher die Ermittlungen leitet, einfach viel zu flach vor. Einige Szenen mit ihm vermittelten den Eindruck als Lückenfüller gebraucht zu werden "Sie müssen den Fall noch vor den Wahlen abschließen, oder ich beauftrage jemanden der es schaffen wird". Anderen Szenen, die der Beziehung zwischen ihm und Pacino während seiner Undercoverarbeit vertiefen sollten, fehlte es an jeglichen Bezugspunkten und wurden so zu Nichtigkeiten, was schade war. Im Gesamten hat man es hier aber sicherlich mit einem gelungenen Thriller zu tun, der sehr viel Profit aus seinem gewagten Background schlägt, wenn auch auf andere Art als einem die Presse im Vorfeld glauben lassen möchte. Tolles Ende übrigens...
...und um dass nicht unerwähnt zu lassen, für die Dvd wurde der Film von Friedkin noch einmal ein wenig überarbeitet, um Kleinigkeite erweitert und die "berühmte" Poppersdance-Szene digital etwas verfremdet, um die Eindrücke der Drogenwirkung optisch näher zu brigen. Desweiteren findet sich auf der Dvd ein gelungener Audiokommentar des Regisseurs so wie zwei eher wenig Aufschlussgebende Doku-Featurettes.
7,0
ProfK - 21. Okt, 17:38
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